Seitensprung

Ich bin fremdgegangen. Denn ich habe gestern das erste “Freigespräch” der Wermelskirchener FDP besucht. Ein offene, öffentliche Diskussion, der Versuch, mit dem Bürger, also mir, ins Gespräch zu kommen. Quo Vadis, FDP? Das wollten einige wissen, Honoratioren der örtlichen Liberalen, Funktionäre, Bürgermeister, Mitglieder und eine Handvoll junger Leute, Schüler. Wohin es die FDP treibt, das sollte eine veritabler Landtagsabgeordneter der Blau-Gelben aus Düsseldorf beschreiben, Dr. Robert Orth. Der trug dann eine ordentliche Menge rhetorischer weißer Salbe auf die geschundenen liberalen Seelen auf. Nein, die Roten und die Grünen machen immer noch alles falsch ; ja, wir sind und bleiben die Partei der Vernunft; nein, die Bürger sind oftmals nicht genügend imstande, die Perlen unserer Programmatik zu erkennen; nein, die FDP kommt in den mehrheitlich linken oder rechten Medien nicht gut weg oder wird komplett ignoriert; nein, die Katastrophe von Fukushima kam für die FDP zur Unzeit; ja, die FDP hat sich nach dem Stühlerücken personell wie auch politisch neu aufgestellt; ja, jetzt noch ein wenig Geduld üben, dann werden sich die Erfolge auch wieder einstellen. Nur ganz selten das Eingeständnis, die FDP habe fundamentale Fehler begangen. Angriff ist wohl immer noch die beste Verteidigung. Warum darf Guido Westerwelle die Partei nicht mehr führen, das Land aber im Ausland diplomatisch und polititisch vertreten? Ist das ein Zeichen für den Neustart? Robert Orth: Damit komme auch die Dankbarkeit der FDP für die Leistungen und Erfolge der FDP unter Westerwelle zum Ausdruck. Tja, jeder blamiert sich, so gut er nur kann. Ganz so einfach aber wollten örtliche Liberale es sich dann doch nicht machen. Es gab Kritik und Vorschläge, Anregungen. Man müsse eine Umweltpolitik mit liberalem Profil betreiben. Familie und Familienförderung sollten stärker in die politischen Überlegungen der FDP einziehen. Das soziale Profil der Liberalen sei zu schärfen. Die Energiepolitik müsse glaubwürdiger werden. Immerhin. Eine erstaunlich offene Debatte, freimütig, teils kontrovers. Der Versuch jedenfalls, über den Tellerrand der Parteigrenzen hinweg ein Gespräch zu führen, die Hermetik politischer Parteien zu überwinden. Ach so: die FDP bietet nun ebenfalls den Status eines Gastmitglieds an. Ich könnte sogar liberales Gastmitglied werden, obwohl ich doch Gast bei der SPD bin. Nett, nicht wahr?

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.