Im Namen des Herrn

“Ehebruch ist kein Kündigungsgrund”, so entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg gegen deutsche Richter und Gerichte und die katholische  Kirche. Ein Kirchenmusiker in Essen, der sich von seiner Frau getrennt hatte und nun mit einer anderen zusammenlebt, war von seiner Gemeinde gefeuert worden. Die Richter in Straßburg haben nun entschieden, daß mit einem solchen Urteil die Europäische Menschrechtskonvention verletzt worden sei, die die Privatsphäre und das Familienleben schütze. Bischof Franz-Josef Overbeck aus Essen verteidigte trotz des Straßburger Urteils das Vorgehen der katholischen Kirche. Ein Organist habe eine Vorbildfunktion für die Gemeinde und die Kirche. Noch am elften April hatte das Essener Obervorbild in der Sendung Anne Will im Ersten unter anderem gesagt, Homosexualität sei eine Sünde und widerspreche der Natur. Glaubensfreiheit anno 2010 in Deutschland.  In gesellschaftlichen Schlüsseleinrichtungen wie Kindergärten, einigen Schulen und Internaten, in Kliniken oder Pflegeheimen, an Universitäten können die großen Kirchen ihre Weltsicht als allein seligmachende verkünden. Dank staatlicher Förderung, die sich längst nicht nur auf das Eintreiben der Kirchensteuer beschränkt. Es ist hohe Zeit für Säkularisierung.

2 Kommentare

  1. …aber zu Deinem Kommentar mit dem Kirchenmusiker: Ich habe da in unserem Lieblingssender WDR5 gehört, dass der EuGH sich hauptsächlich dagegen verwandt hat, dass die Gerichte in Deutschland die Kündigung zu leichtfertig als rechtesn erklärt hätten, ohne genau zu prüfen, welchen öffentlichen Einfluss denn nun ein Kirchenmusiker hat. Gegen das Urteil der Kirche an sich hatten die wohl nix einzuwenden…

  2. Für die Säkularisierung bin ich auch, obwohl ich – bewusst – weiterhin Mitglied der evangelischen Kirche bin.
    Und bei den Schulen sollten wir anfangen. Die Diskussion, ob es an Schulen Islam-Unterricht geben sollte, ist völlig irregeleitet: An Schulen sollte es überhaupt keinen Religionsunterricht geben! Da fängt die Trennung von Staat und Kirche nämlich an.
    Gäbe es statt aufgeteiltem katholischen oder evangelischen oder muslimischen Religionsunterricht (von denen man sich nebenbei ja auch noch befreien lassen kann) ganz einfach einen Ethik-Unterricht, in dem alle Religionen erklärt und verglichen würden, dazu noch ein paar philosophische, soziale, staatsbürgerliche und moralische Grundregeln – ich glaube(!), das würde das friedliche Miteinander und die Toleranz deutlich mehr fördern. (Kannst Du getrost als Wort zum Sonntag psoten!) 🙂

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