Monat: April 2010

Walpurgisnacht

Heute, am 30. April, wird traditionell die Walpurgisnacht begangen. Die Hexen feiern heute Nacht, insbesondere auf dem Blocksberg, also dem Brocken; für die Kelten und Heiden heißt der Tag Beltane, ein Frühlings- und Fruchtbarkeitstag, auch ein Feuertag. Die Walpurgisnacht leitet sich von Walburga (auch Walpurga oder Walpurgis) ab, einer Äbtissin aus dem England des achten Jahrhunderts.

Der Gedenktag dieser Heiligen wurde im Mittelalter am 1. Mai gefeiert. Was ich mit der Walpurga am Hut habe? Walpurga ist die Schutzheilige gegen Pest und Tollwut – aber das macht sie mir nicht so interessant. Wichtiger ist: Walpurga ist auch die Schutzheilige gegen Husten. Und der plagt mich nun schon seit einer Woche, samt Schnupfen und Halsschmerzen. Ich hege also die begründete Hoffnung, daß heute Nacht, in der Walpurgisnacht die Heilige an mir ihr Werk verrichtet. Warum sollte das weniger wirksam sein als Umcaloabo oder Bronchoforton oder Hustensaft? Maisingen, einen Maibaum setzen, Maibowle trinken, ein Maifeuer entzünden – mir sind alle Bräuche recht, wenn Walpurga nur meinen Husten nicht vergißt. Selbst der Brauch, daß in der Walpurgisnacht Mädchen mit entblößten Genitalien über die “Brautstein” genannten Monolithe im Wendland rutschen, um sich dabei ihren Liebhaber zu wünschen, selbst dieser Brauch ist mir nur Recht, wenn ich den ersten Mai ohne plagenden Husten verbringen kann. Sollen die Hexen auf Besen oder Ziegenböcken reiten, sollen die jungen Leute am Osterfeuer auf heiße Gedanken kommen, sollen die Menschen trinken, lachen, tanzen und lüstern sein – Hauptsache hustenfrei.

Ein Lehrstück, in schwarz-gelb

Wenn wir schon mal beim 1. FC Köln sind: Lange Jahre im Aufsichtsrat und sogar Vizepräsident des Clubs war Bernhard Worms. Worms war Oberpostrat im Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen und später Abteilungspräsident bei der Oberpostdirektion Düsseldorf. Aber das ist noch lange nicht alles. Bernhard Worms ist Multifunktionär. Mitglied in 34 Vereinen, im Bund Katholischer Unternehmer (BKU) und Vorsitzender der Karl-Arnold-Stiftung. Und das allerwichtigste: Worms ist Mitglied der CDU. 1952 wurde er Mitglied der Amtsvertretung Pulheim, dann Mitglied des Pulheimer Gemeinderates und im Kreistag im Kreis Köln-Land. 1965 avancierte er zum Regierungsrat in der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen und bis 1966 Persönlicher Referent des Ministerpräsidenten Franz Meyers. Von 1970 bis 1990 war er Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen, von 1975 bis 1983 erster ehrenamtlicher Landrat des Rhein-Erft-Kreises, von 1983 bis 1990 Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen und später  Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung unter Norbert Blüm. Pulheim, Kreis Köln-Land, Rhein-Erft-Kreis? Richtig! Bernhard Worms war einer der entscheidenden Förderer von Jürgen Rüttgers. Denn der stammt schließlich aus Brauweiler und wohnt heute noch in Pulheim. Man kennt sich, man hilft sich. Am 23. Mai 2007, so das Blog “Wir in NRW” in seiner heutigen Ausgabe, am 23. Mai 2007 also schreibt Berhard Worms in seiner Eigenschaft als Vorstand der Europäischen Senioren Union, Vorsitzender der bundesdeutschen Senioren-Union war er bis 2002, einen Brief an die Staatssekretärin Gierden-Jülich. Weiterlesen

FC, jeff Jas!

Heute vor genau zweiunddreißig Jahren: letzter Spieltag in der Fußballbundesliga. Der 1. FC Köln ist Tabellenführer mit einer um zehn Tore besseren Tordifferenz gegenüber dem punktgleichen Zweiten, Borussia Mönchengladbach. Ein Sieg beim schon als Absteiger feststehenden FC St. Pauli sollte also sicher für die Meisterschaft reichen. Und doch kam alles ganz anders: Zur Halbzeit führte Mönchengladbach gegen Borussia Dortmund mit 6:0. Als dieses Halbzeitergebnis in Hamburg bekannt wurde, beschloß das Hamburger Publikum, die Gastmannschaft aus Köln zu unterstützen. Borussia Mönchengladbach gewann schließlich 12:0 gegen Borussia Dortmund. Das Ergebnis ist noch heute das höchste in der Geschichte der Bundesliga. Der 1. FC Köln allerdings gewann das “Heimspiel” in Hamburg 5:0. Köln war Meister. Und Pokalsieger. Übrigens: Die Tore für den FC schossen am 29. April 1978 Flohe (2), Okudera (2) und B. Cullmann. Und: Seit diesem Tag besteht eine Freundschaft der Fangruppen beider Mannschaften. Seither allerdings hat die “Diva vom Rhein” keine Meisterschaft mehr erringen können. FC, jeff Jas!

Hennes und FC-Boss Kremer

Stand By Me

Gefunden im Blog “Der Schockwellenreiter” unter dem Titel: “Wahre Weltmusik”. Sein Kommentar: “Stand By Me, aufgenommen von Straßenmusikern rund um die Welt. Als Studio diente lediglich ein Laptop und ein paar Mikrophone und Kopfhörer. Wunderbar! Aus dieser Aufnahme ergibt sich eine einzige Konsequenz: Schmeißt Eure teuren Studios in die Ecke und macht wieder Musik!” Dem kann man sich nur anschließen.

Kinderrechte ins Grundgesetz

Sexueller Mißbrauch an Kindern und Jugendlichen in Schulen und kirchlichen Einrichtungen, körperliche und seelische Gewalt gegen Kinder – Alltag in Deutschland. Leider. Und: Seit Jahren weigern sich die Regierenden hierzulande, die Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. Die Interessen der Kinder und Jugendlichen spielen in Deutschland noch immer eine Nebenrolle. Und bei Entscheidungen in Politik oder Verwaltung werden sie kaum bedacht. Das Aktionsbündnis Kinderrechte, das sind die deutsche UNICEF, der Deutsche Kinderschutzbund und das Deutsche Kinderhilfswerk, fordert Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat schon seit langem auf, die Rechte der Kinder im Grundgesetz zu verankern. Es ist wirklich Zeit. Höchste Zeit.

Die Zwei-Mann-Partei

Die FDP ist keine Ein-Mann-Partei mehr. Neben Guido Westerwelle hat sich auf dem Kölner FDP-Parteitag Christian Lindner, der neue Generalsekretär der Liberalen, fest etabliert und wird von Parteitagsdelegierten und Beobachtern als der “kommende Mann” angesehen. Flink überholt hat das politische Talent aus Wermelskirchen die Röslers und Brüderles und Pinkwarts und Niebels und wie sie alle heißen mögen. Jetzt aber wird es erst richtig schwer werden fürs junge FDP-Schwergewicht. “Der Staat ist eine teurer Schwächling.” So die Seite des FDP-Newcomers, die das Neo-Liberale bedienen soll. Der “mitfühlende Liberalismus”  dagegen ist der Lindner’sche Kernbegriff, der der FDP – langfristig – ein neues Profil verschaffen soll, eins, das den Parteicharakter der sozialen Kälte vergessen machen soll. In diesem Zusammenhang spricht nur Lindner (zusammen mit Philipp Rösler) von einem “neuen sozialen Konsens”. Und: Lindner ist meines Wissens nach der einzige FDP-Grande, der auch noch Karl Hermann Flach zu zitieren versteht.  On verra. Schaun wer mal.

Arbeiterführer

Die Liste der großen Arbeiterführer ist lang. Viele Persönlichkeiten sind verzeichnet. August Bebel etwa, Friedrich Engels, Wilhelm und Karl Liebknecht, Ferdinand Lassalle oder Willi Bleicher. Nur ein Name ist nicht darunter: der von Jürgen Rüttgers. Kein Wunder. Arbeiterführer zeichnen sich in aller Regel nicht dadurch aus, daß sie von großen Unternehmen gesponsert und gefördert werden. Aber: Jürgen Rüttgers, der selbsternannte Arbeiterführer an Rhein und Ruhr, wird begleitet von einer Reihe von Affairen und Affairchen. Skandale, die zumeist mit Geld zu tun haben, das ihm oder seiner Partei, der CDU, zugesteckt worden ist und wird. Da konnte man, mit prall gefüllter Geldbörse, ein Treffen mit dem Ministerpräsidenten auf dem CDU-Parteitag buchen. Die Sponsorenaffaire. Jetzt wird bekannt, daß im Wahlkampf 2005 die Firma Hella, Automobilzulieferer aus Lippstadt, einer Initiative “Wähler für den Wechsel” zehntausend Euro zukommen ließ, die bei Hella zunächst als Spende verbucht worden war, dann als Betriebsausgabe. Gestern nun zeigte sich Hella beim Finanzamt selbst an und bat darum, die Spende auch nicht mehr als Betriebsausgabe zu werten. Bei einhundert NRW-Unternehmen hat die Initiative um Unterstützung für Jürgen Rüttgers gebeten. Ob in noch mehr Fällen die Spenden verdeckt verbucht wurden, wird sich womöglich noch herausstellen. Arbeiterführer? Doch wohl eher nicht. Ach übrigens: Der Rüttgers-Wahlhelfer Tim Arnold, der seinerzeit die CDU-nahe Wählerinitiative managte, wurde nach Rüttgers Wahlsieg zum Leiter der NRW-Vertretung beim Bund berufen. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing…

“Du sollst nicht lügen”

Der Teufel ist der Vater „Vater der Lüge“ (Johannes 8, Vers 44). Der Teufel ist auch der Vater der Lüge des Augsburger Bischofs Walter Mixa. Wochen lang hat er die Öffentlichkeit belogen, die Medien des Landes, die katholischen und anderen Christen, die Heimkinder, an denen er sich während seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen vergriffen hat. Heute wird Mixa, die “Kettensäge der Kurie”, in der Süddeutschen Zeitung mit den Worten zitiert, daß er “als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann. (…) “Das war damals vollkommen normal.” Nein, nein, nein. Kinder zu schlagen, war niemals normal. Lehrer, Erzieher und Eltern haben es getan, das ist wohl wahr, Pfarrer leider auch, aber dadurch wird es noch lange nicht normal. Kinder zu schlagen war und ist nicht normal. Es war und ist und bleibt ein Übergriff gegen Schutzbefohlene, ein Gewaltakt gegen Schwächere. Noch vor kurzem hatte Mixa versichert, “zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form” ausgeübt zu haben. “Ich habe ein reines Herz.” Mit dieser Beteuerung hat er die Öffentlichkeit des Landes getäuscht. Walter Mixa hat gelogen. Es ist Zeit für einen Rücktritt. Nehmen Sie sich Frau Käßmann zum Vorbild. Und schweigen Sie, Bischof Mixa. Für lange Zeit.

FDP: Salto rückwärts

“Die dreifache Rolle rückwärts der FDP”, so überschreibt tagesschau.de einen Kommentar von Peter Mücke, NDR, aus dem ARD-Hauptstadtstudio Berlin. FDP-Chef Guido Westerwelle, so beginnt der Text, sei lieber auf Tauchstation gegangen.

“Bis zuletzt hatte er trotzig an seinem Wahlkampfschlager festgehalten: Steuersenkungen, Steuersenkungen, Steuersenkungen. Gleich nach der Bundestagswahl werde die FDP daran gehen, die kalte Progression zu beseitigen. Eine elementare Steuerreform werde es geben. Mit Milliardenentlastungen vor allem für den Mittelschicht. Wie eine Monstranz trug Westerwelle diese Versprechungen vor sich her. Die heutige dreifache Rolle rückwärts überließ er dann lieber anderen. FDP-Finanzexperte Hermann Otto Solms und der nordrhein-westfälische Spitzenkandidat Andreas Pinkwart mussten die für ihre Partei bittere Wahrheit verkünden. Das, was die FDP versprochen hat, wird nicht kommen. Damit gerechnet hat ohnehin keiner. Jetzt gesteht es auch die FDP ein. Eine Partei distanziert sich von sich selbst. 35 Milliarden Euro Steuerentlastungen hatte die FDP im Wahlkampf versprochen. Im Koalitionsvertrag blieben davon noch 24 Milliarden übrig. Seit heute ist kleinlaut nur noch von 16 Milliarden die Rede. (…) Die soll frühestens 2012 dran sein, so sieht es das FDP-Konzept vor. Im Koalitionsvertrag ist noch vom 1. Januar 2011 die Rede. Auch nichts mehr wissen wollen die Liberalen vom  angeblich heilbringenden Dreistufentarif: 10, 25 und 35 Prozent. Von fünf Stufen ist jetzt die Rede. Und der Spitzensteuersatz soll auch nicht mehr gesenkt werden. Vieles spricht dafür, dass nicht mal dieses abgespeckte FDP-Steuerkonzept finanzierbar ist. (…) Das ist kein geordneter Rückzug, das ist eine Kapitulation, die vielleicht noch nicht einmal weit genug geht. Anfang Mai kommen die Zahlen der Steuerschätzung – und dann könnte es gut sein, dass die FDP noch weiter zurückrudern muss. Das heutige Vorpreschen ist der verzweifelte Versuch, die Macht in Nordrhein-Westfalen doch noch zu retten, wo am 9. Mai gewählt wird. Auch deshalb musste heute Landeschef Pinkwart auf die Bühne.”