Monat: März 2010

Nepotismus

“Mit Nepotismus (von lat. Nom. nepos, Gen. nepotis für Enkel, Nachkomme, Neffe), auch Vetternwirtschaft genannt, ist die Besetzung von Posten und Arbeitsplätzen oder die Einstellung von Arbeitnehmern durch Familienangehörige, mit Familienmitgliedern bzw. Verwandten, oder eine übermäßige Vorteilsbeschaffung für diese gemeint. Im Deutschen ist es als Vetternwirtschaft, auf Schweizerdeutsch Vetterliwirtschaft, bekannt. Im Schwäbischen wird von Vetterleswirtschaft gesprochen. Sind keine Familienangehörigen, sondern sonstige Personen die Nutznießer des verschafften Vorteils, spricht man auch von Günstlingswirtschaft. Im bayrischen Sprachraum heißt es ungeachtet einer familiären Verbandelung Spezlwirtschaft (Spezi oder Spezl = bair. Freund), in Österreich Freunderlwirtschaft; im Rheinland spricht man vom Klüngel.” Soweit Wikipedia. Ist es nun schon Nepotismus, wenn sich in einer Delegation, die den Bundesaußenminister auf seine Dienstreisen begleitet, der Lebensgefährte des Ministers, ein Compagnion seines Bruders und diverse Förderer seiner Partei befinden? Weiterlesen

Sexueller Mißbrauch ist kein Kavaliersdelikt, auch nicht, wenn die Kavaliere Soutanen tragen

Alles, was Recht ist: Die katholische Kirche hat nun keinerlei Grund, die Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger ins Visier zu nehmen. Kein Tag vergeht, an dem nicht über Übergriffe auf Kinder und Jugendliche, über sexuellen Mißbrauch in katholischen Einrichtungen, in Schulen, Heimen, Klöstern berichtet wird. Wohlgemerkt: Wir reden nicht über mangelnde Moral. Wir reden über Verbrechen. Sexueller Mißbrauch ist kein Kavaliersdelikt, auch nicht, wenn die Kavaliere Soutanen tragen. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hatte der katholischen Kirche mangelnden Aufklärungswillen bei den Missbrauchsfällen vorgeworfen und die “Schweigemauer” beklagt, die in vielen Schulen und Einrichtungen die juristische Aufklärung von Kindesmissbrauch behindere. Dabei verwies die FDP-Ministerin auf eine Kirchen-Direktive von 2001, die auch schwere Missbrauchsfälle zunächst unter die päpstliche Geheimhaltung stelle. “Es braucht ein klares Signal an die Opfer, wie zum Beispiel das Gespräch über freiwillige Wiedergutmachungen in den Fällen, in denen die rechtliche Verjährung eingetreten ist”, sagte Leutheusser-Schnarrenberger der “Süddeutschen Zeitung”. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass nur Fälle zugegeben werden, die sich nicht länger bestreiten lassen. Es ist abscheulich, was sich unter katholischen Dächern zugetragen hat und vielleicht noch zuträgt. Und armselig ist, wenn nunmehr Kirchenobere und in ihrem Gefolge auch CDU-Politiker die Justizministerin mit Schmähkritik überziehen und mithin vom eigentlichen Problem abzulenken versuchen: In der Obhut der Kirche waren und sind Kinderseelen und Kinderleiber nicht sicher. Ich wünsche mir, daß Frau Leutheusser-Schnarrenberger standhaft bleibt und nicht einknickt vor der geballten Macht der Kirche und ihrer Gefolgsleute in der Politik.

Wer sind die wahren Asozialen?

Sandra Maischberger hatte diese Woche mal wieder ins Fernsehen eingeladen. “Ihr da oben, Ihr da unten – Wer sind die wahren Asozialen?” Eigentlich bin ich dieses folgenlose Fernsehgelaber seit geraumer Zeit satt und nicht einmal Guido Westerwelle oder Martin Lindner können mich noch reizen, einer solchen TV-Einladung auch zu folgen. Und dennoch blieb ich, willensschwach, beim Ersten. Gottlob. Weder Martin Lindner von der FDP noch Dagmar Enkelmann von der Linken, weder Sandra Maischberger noch Unternehmer Thomas Kramer gebührt dieses Verdienst. Die eigentliche Entdeckung des Abends war mal wieder der konservative Textilunternehmer Wolfgang Grupp aus Burladingen. Trigema. Sie erinnern sich vielleicht an das Äffchen in der Werbung. Grupp ist Chef des Unternehmens mit 1200 Mitarbeitern. “Wer eine Milliardenpleite hinlegt und anschließend Milliardär bleibt, aber den Steuerzahler die Verluste tragen läßt, der ist kein Unternehmer. Das sind Ausbeuter und Hasardeure. Wir brauchen die Verantwortung zurück, die persönliche Verantwortung großer Entscheidungsträger. Die müssen auch dann in der Verantwortung stehen, wenn es schief geht, die Verantwortung für die Verluste übernehmen und nicht den Steuerzahler die Zeche zahlen lassen.” Ein konservativer Unternehmer, der mit Verve für die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmern plädiert, sich für Mindestlöhne einsetzt, eine ungewohnte Tonlage. “Wenn ein Unternehmer sagt, er müsse seine Arbeitsplätze in ein Billig-Lohnland umsiedeln, dann fragen Sie bitte, wo sie ihre Villa haben. Wenn die auch in Rumänien ist oder in Bangladesh, dann ist das ok. Wenn die Villa aber in einem Vorort einer deutschen Großstadt liegt und zugleich gesagt wird, der Standort Deutschland sei schlecht, dann sage ich, das sind Hasardeure.” Spiegelfechter schreibt in seinem Blog: “Grupp ist ein klassischer Patriarch wie aus dem Lehrbuch. Wenn man ihn so reden hört, könnte man denken, er sei einer Zeitmaschine entsprungen und wünscht sich mehr davon. (…) Wer ist eigentlich dieser seltsame Mann mit seinem maßgeschneiderten Dreireiher mit Einstecktüchlein und goldenen Manschettenknöpfen? Wolfgang Grupp ist Textilfabrikant, Besitzer des schwäbischen Trikotagenherstellers Trigema. Früher war die schwäbische Alb ein Mekka der Textilindustrie. Noch in den 70er Jahren gab es alleine im Dorf Burladingen 27 Textilfabrikanten – heute gibt es nur noch Trigema; nicht nur in Burladingen, auch nicht nur auf der Schwäbischen Alb, in ganz Deutschland gibt es nur noch einen einzigen größeren Textilfabrikanten, der im Lande produziert. Wolfgang Grupp ist schon früh gegen den Strom geschwommen. Trigema ist schuldenfrei und hat eine Eigenkapitalquote von 100%. Weder Banken noch Unternehmensberater kommen auch nur in die Nähe der Firmenzentrale. Von einer Produktionsverlagerung will Grupp genauso wenig wissen wie von fremdfinanziertem Wachstum oder innovativen Finanzgeschäften. Grupps Erfolg gibt ihm Recht. Sein Unternehmen macht Gewinn, während seine innovativen Konkurrenten mit all ihrem modernen McKinsey-Wissen längst von der Bildfläche verschwunden sind. Nur noch Namen erinnern an die Konkurrenz, die heimischen Arbeitsplätze sind für immer verloren. Grupp ist ein Patriarch alter Schule. Er kennt seine Mitarbeiter beim Namen, garantiert ihren Kindern einen Ausbildungsplatz mit Übernahmegarantie bei Trigema. Er ist zwar kein Mitglied des Tarifverbands, bezahlt seine Mitarbeiter aber nach Flächentarifvertrag. Grupp weiß, er kann nur dann erfolgreich in Deutschland produzieren, wenn er qualifizierte und motivierte Arbeitnehmer hat. Der Familienunternehmer ist im Betrieb des Großvaters aufgewachsen und hat eine Verbindung zur Basis – mehr noch, er weiß, dass er für sie verantwortlich ist. Ein Sozialist oder ein irgendwie ‘Linker’ ist Grupp allerdings keinesfalls – er besitzt Flugzeug und Hubschrauber und beschäftigt in seiner Villa vor Ort einen Butler, der ihm und seiner Familie jeden Morgen das Frühstück mit weißen Handschuhen serviert. Was bei jedem Bonusbanker den Zorn der Allgemeinheit provozieren würde, ist Grupp gestattet – wer mit seinem Namen und seinem Eigentum als Sicherheit wirtschaftet, seine Angestellten ‘väterlich’ behandelt und ordentlich bezahlt, darf auch die Früchte seines Wirtschaftens genießen. Grupp versteuert seine Gewinne schließlich auch ordnungsgemäß vor Ort, was heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. (…) Grupp hat nichts gegen einen Spitzensteuersatz von 54% wie zu Kohls Zeiten – aber nur dann, wenn der Staat mit diesem Geld ordentliche Verhältnisse schafft. Nicht die Banken, sondern die Menschen seien es, die den Standort Deutschland zu dem machten, was er ist. Grupp glaubt an den Standort Deutschland und verachtet die Banken. Ebenso verachtet er die moderne Wirtschaftspraxis – angestellte Manager, die Milliarden versenken, auf den Sharehoder-Value schielen und sich dann wieder vom Acker machen und bei einem neuen Unternehmen anheuern, sind ihm ein Graus.” Der Auftritt dieses CDU-Stammwählers in Sandra Maischbergers lautstarkem TV-Talk macht deutlich: Es gibt neue Scheidelinien im Land. Konservativ versus progressiv, Arbeitgeber versus Arbeitnehmer. Das ist vermutlich noch lange nicht erledigt. Verantwortungsträger versus Verantwortungsverweigerer aber ist eine neue Trennlinie. Die Ideologen der “alten Welt”, so der Spiegelfechter, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, appellieren an die Verantwortung, die sich aus Eigentum ergibt, an Anstand und Moral. Dagegen stehen die Marktfundamentalisten, in deren Ideologie das Recht des Stärkeren zählt und gesellschaftliche Verantwortung ein Anachronismus darstellt. Der politische Mainstream, die öffentliche Debatte und die Medien werden beherrscht von den neoliberalen Ideologen das radikalen Marktes. Die Mehrheit der Wirtschaft hingegen dürfte von Grupp und vielen unbekannten Grupps gestellt werden, von Familienunternehmern, die mit eigenem Geld agieren, Verantwortung spüren und übernehmen für ihre Firma und ihre Mitarbeiter, nachhaltig und langfristig am Erfolg ihres Unternehmens arbeiten und nicht auf Vierteljahresergebnisse schielen, um Shareholdern zu Willen zu sein. Die aber gestalten leider die ökonomische Debatte in diesem Land nicht. Sondern überlassen sie den Lindners und Westerwelles und Kauders und Brüderles. Schade.

Westerwelle eröffnet Luxushotel

Nein, nein und nochmals nein! Politik ist natürlich NICHT käuflich in “unserer” Republik. Der Außenminister, Guido Westerwelle, hat seine Werbung für ein Bonner Luxushotel natürlich völlig unentgeltlich vorgenommen. Wie Spiegel Online meldet, hatte Westerwelle am vergangen Sonntag das Bonner Hotel Kameha Grand vor Gästen wie Thomas Gottschalk, der Begum Aga Khan und Ex-Pornostar Michaela Schaffrath feierlich eröffnet und als eines der weltweit “spannendsten Hotels” gelobt. Zu den Veranstaltern des Events gehörte Westerwelles Lebensgefährte Michael Mronz. Natürlich hat die von der FDP betriebene Steuersenkung für Hotelbetriebe nichts mit diesem Event zu tun. Nicht das Geringste. Spenden an die FDP wirken sich überhaupt nicht auf die Politik der FDP aus. Gar nicht. “Westerwelles enge Verbindungen zu Unternehmern”, schreibt Spiegel Online weiter, “prägt auch die Auslandsreisen des Vizekanzlers. Zu Delegationen des Außenministers gehörten Manager, die zuvor an die FDP gespendet hatten. So ist bei seiner für diese Woche geplanten Südamerika-Reise Ralph Dommermuth dabei. 2005 überwies der Gründer von United Internet 48.000 Euro an die FDP. Bei Westerwelles Antrittsbesuchen in Estland, Japan und China im Januar war Cornelius Boersch Teil der Delegation. Der deutsche Unternehmer ist Gründer der Schweizer Beratungs- und Beteiligungsfirma Mountain Partners Group. Er hat der FDP bislang über 160.000 Euro gespendet. Bis kurz nach der Wahl war Westerwelle im Beirat eines Tochterunternehmens und kassierte dafür jährlich mindestens 7000 Euro. Zu den Gästen gehörte außerdem Miele-Chef Reinhard Zinkann. Miele ist Co-Sponsor des von Mronz vermarkteten Aachener Reitturniers.” Westerwelle ist jedenfalls teurer als Rüttgers.

“Immer auf die Omme”

„Das geschieht der Alten recht. Immer auf die Omme”. Sie verstehen den letzten Satz nicht? “Immer auf die Fresse”, so ließe sich das übersetzen. Die Alte, von der hier die Rede ist, ist Hannelore Kraft, die SPD-Vorsitzende in NRW und Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl. Urheber der derben Zeilen ist Boris Berger. Nie gehört? Boris Berger, Dr. Boris Berger, früher Hauptmann bei der Bundeswehr, ist seit 2002 Allzweckwaffe in der Staatskanzlei und einer der engsten Berater von Jürgen Rüttgers. In dieser Eigenschaft hat Dr. Boris per Email die jungen Wilden in der CDU-Zentrale angefeuert, Generalsekretär Hendrik Wüst und Parteisprecher Matthias Heidmeier. “Immer auf die Omme!” Der größte junge Wilde ist schon in der Wüste. Nahkämpfer Berger hat nun die Front begradigt und die Staatskanzlei geräumt. Er arbeitet in der CDU-Zentrale für den Wahlsieg der Christlichen Partei. “Immer auf die Omme!” Sage mir, wer für Dich arbeitet, und ich sage Dir, wer Du bist.

Der falsche Doktor stapelt hoch

Dr. Dieter Jasper, den hatten wir hier schon. Sie erinnern sich, der Bundestagsabgeordnete der CDU, der sich mit gekauftem Doktortitel in den Bundestag geschmuggelt hat. Der darf jetzt doch bleiben im deutschen Parlament. So hat der Bundestagspräsident entschieden. Und doch ist die Affaire noch nicht ausgestanden. Die Süddeutsche meldet, der falsche Doktor habe in seinem Lebenslauf vor der Wahl ein zweimonatiges Praktikum bei der renommierten Unternehmensberatung Kienbaum zu einer zweijährigen beruflichen Tätigkeit in diesem Unternehmen aufgeblasen. Bei Kienbaum aber kennt man keinen Angestellten namens Jasper in der vom Volksvertreter angegebenen Zeit. Der falsche Doktor ist nicht nur kein Doktor, sondern auch ein veritabler Hochstapler. Es wird Zeit für die CDU in Nordrhein-Westfalen. Ein Titelkäufer, Lügner und Hochstapler als Vertreter des ganzen deutschen Volkes. Wie lange wollen die christlichen Politiker uns, dem Volk, den Dieter Jasper eigentlich zumuten? Rüttgers, übernehmen Sie.