Tag: 16. Februar 2010

Herr Doktor

Dr. Dieter Jasper, klingt gut, nicht wahr? Das haben die Wähler des CDU-Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis Steinfurt auch gedacht. Mit nur knappem Vorsprung vor dem Kandidaten der SPD holte er den Wahlkkreis für die CDU. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler gewann gegen den promovierten Theologen. Nur: Der Doktortitel des Christdemokraten – erworben an der wunderlichen Freien Universität Teufen Schweiz – ist das Papier nicht wert, auf dem beurkundet worden ist. Dieser Titel darf hierzulande nicht geführt werden. Kein Karnevalsscherz. Der CDU-Parlamentarier sonnte sich in einem mehr oder weniger gekauften Titel. Gesetze darf der vermeintliche Doktor verabschieden, verstehen können muß er sie nicht. Wie heißt es in Paragraph 132 des Strafgesetzbuches? “Wer unbefugt inländische oder ausländische Amts- oder Dienstbezeichnungen, akademische Grade, Titel oder öffentliche Würden führt, (…)  wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.” Kein Wunder also, daß die Forderung laut wird, die Wahl in Steinfurt müsse wiederholt werden. Übrigens. Der falsche Doktor ist nicht der erste Christdemokrat, der beim Titelklau erwischt wird: Im Berliner Abgeordnetenhaus schmückte sich vor Jahren Mario Czaja mit dem Titel “Diplom-Ökonom”, obwohl er kein Abitur gemacht hatte. Für die Politik hat’s ja gereicht.

Nach dem Mißbrauch die Verhöhnung

Unfaßbar! Da werden die Zahlen der Opfer des Kindesmißbrauchs durch katholische Jesuiten-Priester dreistellig und was folgt? Bischof Walter Mixa macht die “sexuelle Revolution” für Kindesmißbrauch und sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche in der katholischen Kirche mitschuldig. Eine ekelhafte Verhöhnung der Opfer. Da bleibt einem glatt die Spucke weg. Der Papst liest den irischen Bischöfen die Leviten. Von “abscheulichen Verbrechen”, spricht er, von schwerer “Sünde, die Gott beleidigt und die nach seinem Vorbild geformten Menschen in ihrer Würde verletzt.”  Hunderte von Mißbrauchsfällen in der katholischen Kirche haben ein gesellschaftliches Erdbeben im katholischsten Land Europas zur Folge. Die “moralische und geistige Glaubwürdigkeit” der Kirche müsse wiederhergestellt werden, wieder hergestellt, so Benedikt XVI. Es bedürfe “konkreter Maßnahmen”, um die Wunden der Opfer zu heilen. Und Walter Mixa aus Augsburg? Er macht den Zeitgeist (mit)schuldig für Verbrechen an Kindern und Jugendlichen in Deutschland, für Vergehen an Schutzbefohlenen in unserem Land. Haarsträubend. Die Schuld der Kirche, die individuelle Schuld katholischer Priester wird flugs gemindert, indem sie der Gesellschaft in die Schuhe geschoben wird, ihrem Zeitgeist, der gesellschaftlichen Debatte über Sexualität und Sexualmoral. Ein Seelsorger, der offenbar keinerlei Idee hat von der verwundeten Seelen der Opfer. Ihm geht’s nur um Entlastung seiner Kirche. Dieser Kirche, besser: diesen Kirchenrepräsentanten traue ich eine schonungslose Aufklärung nicht zu. Und nicht über den Weg.

Heidewitzka

Heidewitzka, Herr Kapitän… Noch sind die tollen Tage voll im Gang. Auch in der FDP. Burkhard Hirsch, der frühere FDP-Bundestagsabgeordnete und NRW-Innenminister, hat den FDP-Parteivorsitzenden (Guy D’Eau) scharf kritisiert. Westerwelle habe mit seinem Vorstoß nach dem Verfassungsgerichtsurteil zu Hartz IV unrecht. “Es stünde den Liberalen gut an, das Urteil zu begrüßen und klar zu sagen, dass soziale Verantwortung nicht als Nebenprodukt einer guten Wirtschaftspolitik vom Himmel fällt. “Zu einer wirklich liberalen Gesellschaft gehöre soziale Verwantwortung, “sonst wäre sie mörderisch.” Und Gerhard Baum, einst FDP-Bundesinnenminister, fragt sich, ob Westerwelles Äußerungen über Hartz-IV-Empfänger “dem sozialen Frieden dienen, so wichtig es auch ist, die Begehrlichkeiten auf den Sozialstaat in Grenzen zu halten.” Tolle Tage. Und in Hokeys Blog wird Heiner Geißler korrigiert: Maulesel müsse man den Außenminister nennen.

Der Dellmann mit den vier Goldenen Himbeeren

Vier mal die “Goldene Himbeere” verliehen bekommen zu haben, das kann sich sehen lassen. Die Goldene Himbeere ist ein Hollywoodpreis, ein Negativpreis für Filmschaffende. Uwe Boll, in Wermelskirchen geborener Regisseur und Produzent, hat bereits vier dieser besonderen Ehrungen kassiert. 2006, 2007 und 2009 als „Schlechtester Regisseur“, zusätzlich die Goldene Himbeere für die Kategorie „Schlechtestes bisheriges Lebenswerk“ (Worst Career Achievement). Dieser Preis war zuvor seit 1987 nicht mehr vergeben worden. Im Jahre 2005 hat der Deutsche Bundestag eine Gesetzeslücke geschlossen, die es Boll zuvor erlaubt hatte, mittels deutscher Medienfonds das Geld zahlungskräftiger Finanziers zu organisieren, das dann in die Boll’schen Produktionen floss. Im Hollywoodjargon: “Stupid German Money”. Das dumme deutsche Geld wurde dank hoher Abschreibungsmöglichkeiten zumeist unkritisch und leichtgläubig auch in erfolglose amerikanische Filmproduktionen investiert. Boll gilt unter vielen Kritikern als einer der schlechtesten Regisseure der Gegenwart. Eine britische Kinozeitschrift bezeichnete Boll 2006  „Son of Ed Wood“. Den Vergleich mit dem als „schlechtester Regisseur aller Zeiten“ geltenden Wood griff die Golden Raspberry Award Foundation 2009 auf, indem sie Boll als Deutschlands Antwort auf Ed Wood bezeichnete. Die renommierte Internet Movie Database zählt vier seiner Werke zu den 100 miesesten Filmen aller Zeiten. Der Freitag schreibt: “Es gibt Pro-Boll-Internetforen und Fanseiten. Manche finden tatsächlich seine Filme gut, für andere ist er mittlerweile eine Ikone des Trash. Er hat sich mit seinem öffentlichen Aufritten, mehr noch als mit seinen Filmen zu einer unverwechselbaren Marke stilisiert.” Und Blogger Trundil schreibt, ebenfalls im Freitag: ” Der Mann macht große Kunst! Lieber Uwe Boll, bitte lass dir doch von den Idioten nichts sagen. Guten Trash zu machen kann nicht einfach sein und verdient Anerkennung und Respekt. Für mehr ernstgemeinten Trash im Kino und im Fernsehen! Lieber von Anfang an richtig trashig, als pseudo arty, aufgesetzt und doch schlecht.”